Heikles Thema
Hey du, ich kann dein Zwiespalt sehr gut verstehen.
Ich selbst arbeite im Krankenhaus und in einer Abteilung in der wir schon häufig mit dem Tod konfrontiert werden. Leider auch häufig mit Situationen, wo es nicht nur mit alten Menschen zu tun hat.
Zum einen würde ich dir davon abraten, dein Kind mit ins Krankenhaus zu nehmen. Für Kinder bedeutet verabschieden nunmal doch etwas anderes als für Erwachsene. Gerade dann noch in solchen Situationen.
Es sind verschiedene Aspekte, die dem Gegenüberstehen...welche aber auch auf die Situation individuell unterschiedlich sind...
Erstens wird es deinen Kindern sicher nicht verstehen, wenn seine Uroma in dem einen Moment noch völlig bei Bewusstsein mit ihnen reden und vielleicht auch mehr kann. Und dann heißt es plötzlich: "das war jetzt das letzte mal, dass ihr die Uroma gesehen habt. Sie ist krank und wird sterben.". Natürlich werdet ihr ihnen das anders erklären aber das ist nunmal die Info die bei den Kindern ankommt.
Zweitens würde ich persönlich es mir wünschen dass meine Kinder einen Menschen so in Erinnerung behalten wie er zu "normalen zeiten" lebte.
Selbst für Erwachsene ist eine Intensivstation alles andere als ein behaglicher Ort. Schläuche, Kabel, Geräte, Töne,...ich kann mir selbst keinen schlimmeren Ort für meine Kinder vorstellen. Schließlich liegt dort auch deine Oma nicht alleine, sondern auch andere Patienten.
Ich denke nicht das du deinen Kindern danach erklären möchtest warum das dort alles ist wie es ist und warum ausgerechnet ihre Uroma dort ist.
Eine Kinderseele ist eine sehr zarte Blume. Und ein noch so kleiner knacks kann folgen für ihre gesamte Zukunft haben. Es gibt Kinder die durch ähnliche Situationen ein Trauma erlitten mit denen sie Jahre zu kämpfen haben.
Andererseits gibt es auch Kinder die seelisch bereits so gefestigt sind, dass sie das wegstecken wie etwas völlig normales.
Aber ich persönlich möchte die seelische verfassung meiner Kinder nicht durch so eine Situation belasten, bzw herausfinden ob sie es schaffen oder nicht.
Natürlich verstehe ich auch deine Uroma und ihren Wunsch die Kinder noch einmal zu sehen.
Allerdings ist es für sie auch eine völlig andere Situation.
Nicht dass es ihr leicht Fällen wird. Aber sie kann damit ganz anders umgehen als deine kleinen.
Alles in allem kann dir niemand sagen was du tun sollst.
Jede Entscheidung kann sowohl richtig wie auch falsch sein.
Aber du als Mutter wirst sicherlich kein Risiko eingehen wenn es um die Gesundheit deiner Kinder geht.
Vielleicht ist es aber auch möglich mit dem Personal der Intensivstation vorher einen Besuch vorzubereiten. Wenn deine Oma mit euch reden kann, dann lassen sich die besagten Schläuche und Kabel auch gut mit ein paar decken verbergen. Und ein ZVK am Hals lässt sich doch mal einfach erklären, wenn Kinder danach fragen. Allerdings sollte man einen solchen Besuch zeitlich auch auf ein minimum reduzieren. Zum Wohle der Kinder und auch deiner Uroma, der Stress in so einer Situation auch nicht gut tun wird.
Versuch mit deiner Oma vorher zu reden und erkläre ihr deine Gefühle und auch deine Gedanken was die Kinder angeht. Vielleicht kannst du ihr ein paar schöne fotos der Kinder mitbringen und etwas persönliches von ihnen für sie mitbringen (Bilder, Basteleien,etc.)
Ich denke sie wird es verstehen.
Die Konfrontation mit dem Tod bekommen sie eh irgendwann.
Spätestens, wenn es soweit sein wird, wenn die Bestattung ansteht.
Allerdings hast dann du die Wahl, wen deine Kinder in erinnerung haben. Die Uroma, die im Bett auf einer Station liegt mit Kabel, Schläuche und komischen Tönen....oder die Uroma, die mit ihnen zu Hause geredet, gespielt, und rumgealbert hat.
Egal wie, du wirst die richtige entscheidung treffen, denn niemand kennt deine Kinder besser wie du. Und es liegt auch an dir/euch allein wie ihr mit den Kindern das alles verarbeitet. Letztendlich werdet ihr diejenigen sein die euch kraft dafür geben werden.
Und Kopf hoch. Der Tod gehört für uns alle dazu...und manchmal wünschte ich mir, ich könnte mit dem Tod emotionaler umgehen...
Aber wenn man so oft damit zu tun hat stumpft man regelrecht ab...
Und glaub mir, das ist nicht gut...
Du schaffst das...Hör einfach nur auf dein Herz...so wie bei allem anderen auch, was deine Kinder angeht...